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Was wir zu zeigen haben
Ganz schön viel Farbe: die bobiennale verabschiedet sich bunt
Buntes Treiben: Am Sonntag hat sich die diesjährige bobiennale am Wattenscheider Saarlandbrunnen von den Bochumer:innen verabschiedet. Nach zehn Tagen Bochumer Kulturprogramm, oft Open-Air, mit teils strahlendem Sonnenschein, haben die Beteiligten des Festivals gut Farbe gekriegt – und wollen das auch metaphorisch verstanden wissen. Denn die diesjährige bobiennale war bunt und vielfältig. Und das sei nur einer von vielen Erfolgen, finden die Organisatorinnen und Organisatoren.
2 bis 2,5 Tausend Zuschauerinnen und Zuschauer an den fünf „Platztagen“ in Langendreer, Wattenscheid, der Innenstadt, am Radschnellweg Ruhr und am Stadion. Und noch einmal so viele bei rund 50 Veranstaltungen in ganz Bochum, schätzt das Team um Lukas Tomko und Stephanie Wyrebak zurückhaltend: noch bevor man die Aufnahmen vom Festival ausgewertet habe. Dabei geht es den Organisatorinnen und Organisatoren nicht nur darum, wie viel Publikum man habe ansprechen können, sondern wen.
Die bobiennale hat mit der freien Bochumer Kulturszene nicht nur Künstler:innen auf die Bühne gebracht, die neben den etablierten Bochumer Kulturinstitutionen wie Schauspielhaus und Musikforum oft um die hochverdiente Aufmerksamkeit kämpfen müssen. Sondern auch ein anderes Bochumer Publikum vor die Bühne, das im üblichen Bochumer Kulturgeschehen oft weniger sichtbar ist. Mit vielen Veranstaltungen direkt auf den Straßen der Stadt sei es gelungen, viele Nachbarschaften anzusprechen. Dabei habe es neben- und miteinander eine große Bandbreite von äußerst anspruchsvoller Kunst, die Vorwissen voraussetzt, bis zu unmittelbar erfahrbarer Kleinkunst mit etwa pantomimischen oder clownhaften Zügen gegeben. Mit Workshops und Kulturprogramm für Kinder, beispielsweise einer Lesung von Kinderbuchautorin Jule Wellerdiek, seien viele Familien gewonnen worden. Künstlergruppen wie etwa am Sonntag das Aramic Ensemble haben ein multikulturelles Publikum angesprochen, und bei Istari und Lunatic Circus am Radschnellweg Ruhr sei es ein multi-subkulturelles Publikum gewesen. „Ein bisschen Woodstock, hat man uns gesagt“, berichtet Wyrebak.
Auch die Veranstaltungen mit politischer Kunst thematisierten Offenheit und Vielfalt. Darunter die Ausstellung im Café des Kunstmuseums „Ich, du und wir alle“, bei dem queere brasilianische Künstler:innen ausstellten. Oder das feministische Theaterstück „und Julia“ sowie ein feministischer Abend im Wiesmann's, der Hexenverfolgung und Bierbrauen zusammenbrachte. Und das Konzert der Compania Bataclan, die sich für Kunstfreiheit engagieren. Mit dem Wiesmann's, aber auch Orten wie der Pantoffelfabrik, dem Kunstkiez Bärendorf oder dem Projekt „*Cheers“ im Düppelhäuschen am Hauptbahnhof verbindet die bobiennale einen nächsten Erfolg: die Unterstützung selbstgemachter Kulturzentren. Solche Projekte bürgerschaftlichen Engagements seien ein schönes Beispiel, wie freie Kunst und Kultur nicht nur in die Stadt gehen, sondern dort auch willkommen geheißen werden kann, findet Organisator Lukas Tomko.
Zuletzt sei auch Bochum und das Ruhrgebiet als eigenes, künstlerisch verarbeitetes Thema nicht zu kurz gekommen. Das Haus Fey beherbergte eine Ausstellung mit „Polaroid & und digitalen Fotos der Nachbarschaft und Anderswo“ von Karin Pietzka und Somali Klein, Martin Warnke las aus seinem Gedichtband „Ecstasy in Ehrenfeld“, am Saarlandbrunnen wurden Wattenscheider Sagen gelesen, das Filmfestival blicke zeigte Ruhrgebiets-Kurzfilme, und Carlin Osthaus vermaß künstlerisch die Ruhr und stellte das Ergebnis im Bochumer Kulturrat in Gerthe aus.
Die Organisatorinnen und Organisatoren jedenfalls sind jetzt erschöpft, dankbar und glücklich. Für ein Festival solcher Größe, Qualität und Vielfalt unter der Mitwirkung von 177 Akteur:innen, Künstler:innen und Künstlergruppen. Mitten in der Stadt und auf den Straßen von Bochum, gleich „um die Ecke“, so das Motto der diesjährigen Ausgabe. Und sie sind gespannt auf die nächste bobiennale, die 2025 nach und über Bochum kommt. Mit noch mehr Kunst, Publikum, Farbe und Sonnenschein.